Verkehrskollaps Hintertaunus

Es ist mal wieder diese Jahreszeit; Sie wissen schon – da wo alle Arbeiten. Man merkt es vor allen Dingen an den vollen Straßen, der vollen Bahn und dem vollen Terminkalender.
Hier und jetzt soll es nicht um die anderen Eigenschaften dieser speziellen Jahreszeit gehen. Mir geht es um den Verkehr. Ich fahre – wie viele von Ihnen auch mit der Bahn zur Arbeit; Wohlgemerkt der Taunusbahn; Manchmal auch mit dem Auto. Meist ist »fahren« dabei noch das positivste an diesem Ereignis. Die Züge und die Straße sind voll — »vollgestopft« wäre das bessere Wort.

Ich hatte mir vor einer Weile mal erlaubt unseren Landrat – Herrn Ulrich Krebs – anzuschreiben, der als Vertreter des Aufsichtsrats des Verkehrsverbund Hochtaunuskreises hier nicht nur politische, sondern sogar praktische Macht in Händen hält. Ich erhielt sogar eine sehr nette und ausführliche Antwort.
Ich erlaube mir diese in Auszügen hier kommentiert wieder zu geben. Der Ausgangspunkt war die schon im Sommer sehr anstrengende Zugsituation mit vielen Ausfällen und „Sardinen-Zügen“.

Es wäre mir ein Anliegen, wenn der Landrat in Richtung des Verkehrsverband zu folgenden Themen aktiv werden könnte:
– Die Betriebszuverlässigkeit der Fahrzeuge führt zu regelmäßigen Zugausfällen
– Ein Livetracking der Fahrzeuge/Bahnen könnte uns abhängigen Menschen deutlich flexiblere Entscheidungsgrundlagen für die Wahl des Verkehrsmittels liefern.
– Die Zuglängen zu Stoßzeiten sind regelmäßig zu kurz. Die Züge überfüllt.

Wenn man dazu die Brexit-Annahmen von 80.000 zusätzlichen Jobs in Frankfurt annimmt. Ist davon auszugehen, daß sich die Verkehrssituation im Taunus massiv verschärfen wird.

Mein Wunsch wäre das diese Situation angesprochen wird und in einer Verkehrsplanung mündet die einer stark wachsenden Region Rechnung trägt.

Hier rauf erhielt ich folgende Antwort – Meine Kommentare sind im Text kenntlich gemacht:

Selbstverständlich ist der VHT an einem reibungslosen und pünktlichen Eisenbahnbetrieb auf der Taunusbahn interessiert.
»Ja nun… alles andere empfände ich als merkwürdig«

Da in den vergangenen Wochen mehrere Hinweise zu Kapazitätsproblemen beim VHT eingegangen sind, hat dieser das Gespräch mit dem RMV als zuständigem Aufgabenträger gesucht und die betroffenen Aspekte angesprochen und deutlich hervorgehoben.
»Scheint einigermaßen gefruchtet zu haben; da es zumindest weniger Ausfälle gab.«

Seitens des RMV wurde mitgeteilt, dass es insbesondere während der Baumaßnahmen in den Sommerferien zu Kapazitätsproblemen gekommen ist, da die Streckensperrung einen veränderten Fahrzeugeinsatz notwendig werden ließ. Nach Auskunft des RMV und der HLB Hessenbahn gibt es derzeit keine planmäßigen betrieblichen Abweichungen im Eisenbahnverkehr auf der Taunusbahn. Die Mitarbeiter des VHT werden weiterhin mit dem RMV in Kontakt bleiben und – im Falle von Problemen – Lösungen anregen. Dazu gehört auch, dafür Sorge zu tragen, dass eine ausreichende Zahl an Triebwagen zur Verfügung steht und abgehende Fahrzeuge kurzfristig ersetzt werden.
»Hier kann ich berichten – das das nicht so gut zu klappen scheint. Die Züge sind insbesondere zu Stoßzeiten weiter zu kurz.«

»Des Pudels Kern und mein Hauptanliegen – die Verkehrsentwicklung des Hochtaunuskreises:«

Prognosen zeigen in der Tat, dass sich die positive, strukturelle Entwicklung des Hochtaunuskreises in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Dies bedeutet auch eine steigende Nachfrage im öffentlichen Personennahverkehr, insbesondere auf der Schiene. Aus diesem Grund wird der VHT die Taunusbahn weiterentwickeln und die Strecke elektrifizieren bzw. für einen S-Bahn-Verkehr adaptieren. Damit werden sowohl die Anbindung an den Frankfurter Kernraum als auch die Attraktivität des Usinger Landes gestärkt.
Auch im Zeitraum bis zur Inbetriebnahme des S-Bahn-Verkehrs auf der Taunusbahn muss seitens des RMV adäquat auf die Nachfrage reagiert werden.

In Summe: Geholfen hat es leider nicht. Die Taunusbahnzüge (unter anderem) sind chronisch überfüllt. Sobald auch nur ein Triebwagen kaputt ist – ist Not am Mann und die Taunus-Sardinenbüchse die Regel.

Wenn man so in einem überhitzen Blechding sitzt (und nicht stehen muss) bleibt einem ja Zeit zum Nachdenken und Aufregen. Soweit zieht bei sachlicher Betrachtung vor allem die Erkenntnis das der Hochtaunuskreis Infrastrukturtechnisch offensichtlich durch die hohe Politik vernachlässigt wird.
Ein Blick auf die Umlandkarte von Frankfurt offenbart dies sehr eindrücklich. Bis runter nach Mannheim ist der Infrastrukturausbau erheblich vorangeschritten. Ich mache das mal an der ‚Tür zu Tür‘ Regel fest. Wie lange brauche ich nach Frankfurt wenn ich morgens aus der Haustür gehe. Ich brauche aus Usingen ~1h. Das ist in etwa genau so viel wie vom 70 km von ffm entfernten Mainz; Oder von Limburg – wenn ich ca. 10 Minuten drauflege – kann ich es sogar von Siegburg bei Bonn in etwa die gleiche Zeit nach Frankfurt schaffen.

Wenn man sich anschaut welche Millio…-Beträge in den Ausbau von Autobahnen und ‚leichter‘ ausbaubaren Regionen gesteckt wird, wird einem die Priorisierung der Gelder schmerzlich bewusst.

Mal ein Blick nach vorn:
Das Usinger Becken (Usingen, Neu-Anspach, Wehrheim) hat eine Einwohnerzahl von ungefähr 50.000 Menschen; Hauptsächlich Familien – also junge pendelnde Mütter und Väter. Ich finde das schon eine ziemlich beeindruckende Zahl.

Ich kann hiermit die Politiker des Hochtaunuskreises nur eindringlich bitten bei den Infrastrukturprojekten mal wirklich „Gas“ zu geben: Sei das die Umgehung von Usingen, der oben genannte S-Bahn-Ausbau oder für die Straßensituation Saalburg und Köpperner Tal.
Und bevor das Frankfurter Umland weitere Infrastruktur-Projekte bekommt, sollten wir hier doch noch mal eindringlich auf den noch günstigen Wohnraum im Taunus hinweisen und auf die Verbesserung der relativen Distanz – Stichwort „Tür-zu-Tür“ – hinarbeiten, denn die absolute Distanz nach Frankfurt ist bei freier Straße nur ungefähr 30 Minuten.

Zu diesem Thema hatte ich mich auch mit dem Usinger Anzeiger getroffen und es kam dazu auch folgender Artikel im Usinger Anzeiger herraus:
http://www.usinger-anzeiger.de/lokales/usingen/berufspendler-johannes-rumpf-ueber-die-taegliche-tour-von-usingen-nach-frankfurt_18457431.htm


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